Der Arbeitsamtblogger

Seit dem 01. April 2005 bin ich arbeitslos. Jetzt drücke ich mich öfter als mir lieb ist und länger als ich mir wünsche auf dem Arbeitsamt rum. In diesem Blog veröffentliche ich meine Eindrücke, Erlebnisse und gelegentlich auch Informationenen und Tips -- ich bin der Arbeitsamtblogger.

Dienstag, August 02, 2005

Abschluss

Es wird Zeit, den Arbeitsamtblogger zu beerdigen. Seit dem 01.06.2005 bin ich freiberuflich als IT-Berater unterwegs. Die Auftragslage sieht gut aus. Sicher, mein altes Angestelltengehalt war höher, aber mir haben sich in den letzten 3 Monaten wirklich interessante Möglichkeiten eröffnet. Ich bin sehr zuversichtlich.

Dieses Blog zu führen, hat mir eine Menge Spaß gemacht. Ich habe -- so gut es halt geht, wenn man anonym bleiben möchte -- eine Reihe interessanter Leute kennengelernt, spannende Diskussionen geführt, habe es sogar in die Papierausgabe der Frankfurter Rundschau geschafft. Was will man mehr?

Ich danke allen, die kommentiert haben, allen, die mich verlinkt haben und allen, die mir per Email Mut zugesprochen haben.

Den anderen Arbeitslosen, die dieses Blog frequentiert haben, wünsche ich viel Erfolg und Glück bei der Stellensuche.

Ich bedanke mich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Arbeitsamtes Berlin-Ost. Ohne sie hätte ich nichts zu schreiben gehabt. Vielleicht kommt doch noch die Zeit, in der sie mehr tun können, als nur die Arbeitslosigkeit zu verwalten.

Das wars dann wohl. Machts gut und danke für den Fisch.

Samstag, Juli 02, 2005

Warum nur überraschts mich nicht?

23.05.2005
Geldleistungen nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch (SGB III)

Sehr geehrter Herr Arbeitsamtblogger,

Ich bitte um die Einreichung des Originals des Krankenscheins. Wichtig ist, wer durch den Arzt als betreuende Person auf der Rückseite eingetragen wurde.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Sachbearbeiterin

26.05.2005
Sehr geehrte Frau Sachbearbeiterin,

Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 23.05.2005 übersende ich Ihnen den Krankenschein. Das Original liegt der Techniker KK vor.

Als ich mich am 04.04.2005 arbeitslos gemeldet habe, wurde mir von der zuständigen Mitarbeiterin geraten, den Krankenschein bei der Krankenkasse einzureichen und eine Kopie des Krankenscheins dem Antrag auf Arbeitslosengeld bei zulegen. Das habe ich getan.

Die Krankenkasse lehnt die Zahlung des Krankengeldes mit der Begründung ab, Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes sei eine Lohnersatzleistung. Da ich am 01.04.2005 erwerbslos war und dementsprechend keinen Lohn erhalten habe, könne mir die Lohnersatzleistung nicht gewährt werden. Ich bitte Sie daher zu prüfen, ob der Zeitpunkt meiner Arbeitslosigkeit auf den 01.04.2005 vorverlegt werden kann.

Da sich das Original des Krankenscheins weiterhin bei der Techniker KK befindet, habe ich für Ihre Unterlagen ein Duplikat ausstellen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Arbeitsamtblogger

29.06.2005
Mein Schreiben vom 23.05.2005

Sehr geehrter Arbeitsamtblogger,

auf mein o.a. Schreiben hinsichtlich des Einreichens des Krankenscheinoriginals haben Sie bis heute nicht geantwortet. Bitte teilen Sie mir den Stand der Angelegenheit mit.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Sachbearbeiterin, die jetzt einen anderen Namen hat

02.07.2005
Sehr geehrte Sachbearbeiterin mit dem anderen Namen,

bereits am 26.05.2005 habe ich Ihnen den Krankenschein zugesendet. Dieser scheint in Ihrem Hause verloren gegangen zu sein. Gern habe ich Ihnen eine dritte Kopie des Krankenscheins ausstellen lassen. Ich hoffe, er erreicht Sie. In der Anlage finden Sie mein Schreiben vom 26.05.2005.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Arbeitsamtblogger

Montag, Juni 06, 2005

Googlesuchen

Wie jeder anständige Blogger habe auch ich meine Zugriffstatistik fest im Blick. Interessant dabei sind die Suchen, die über Google auf dieser Seite aufschlagen:
  • arbeitsamtblogger -- das ist nachvollziehbar
  • Insolvenzgeldstelle Berlin Telefonnummer -- offensichtlich bin ich nicht der Einzige, der auf der Webseite des Arbeitsamtes nichts finden kann
  • tips zum arbeitslos bleiben -- dazu wird der Suchende hier nichts finden können
NB: Ich finde es bezeichnend, daß diese Seite die einzige ist, die Google zur Suche nach der Telefonnummer der Insolvenzgeldstelle ausspuckt. Das bestärkt mich in meiner Kritik am Internetauftritt des Amtes: Er taugt einfach nichts.

Mittwoch, Juni 01, 2005

Zwischen den Stühlen

Das passt: ich kämpfe jetzt nicht mehr nur mit dem Arbeitsamt, nein nun auch noch mit der Techniker Krankenkasse (TK).

Am 01.04., meinem ersten Tag ohne Arbeit, wurde meine jüngste Tochter krank. Da ich nicht mehr der Hauptverdiener war, ging nicht meine Frau sondern ich mit ihr zum Arzt und blieb mit ihr zuhause. Damit konnte ich mich nicht arbeitslos melden, sondern mußte bis zum 04.04. warten (der 01.04. war ein Freitag). Dementsprechend bekam ich auch erst ab 04.04. Arbeitslosengeld.

Nun ist es nicht meine Schuld, daß Kinder auch mal krank werden. Also kontaktierte ich einen Verwandten, der beim Arbeitsamt arbeitet, um herauszufinden, ob ich nicht trotzdem ab 01.04. Arbeitslosengeld beziehen könnte. Er klärte mich auf, daß es 3 Kriterien für den Bezug von Arbeitslosengeld gibt:
  1. man hat keine Arbeit
  2. man ist arbeitslos gemeldet
  3. man steht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung
Punkt 3 sei bei mir nicht erfüllt; ich hätte das Kind gehütet und damit dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung gestanden.

Das leuchtet mir ein.

Also sendete ich den Krankenschein an die TK. Einige Tage später bekam ich einen Brief, mit der Bitte, mal anzurufen. Die Sachbearbeiterin erklärte mir, ich könne kein Krankengeld auf die Krankheit des Kindes bekommen. Dieses sei eine Lohnersatzleistung und da ich zum Zeitpunkt der Krankheit erwerbslos war, ergo keinen Lohn bekam, könne ich auch die Lohnersatzleistung nicht bekommen.

Ist das nicht fantastisch? Jetzt sitze ich zwischen den Stühlen und kann mir überlegen, wie ich eine der Parteien dazu bekomme, für die 3 Tage zu zahlen.

Um ein Zitat von Douglas Adams abzuwandeln:
Mit Arbeitsamt und Krankenkasse zu verhandeln scheint so erfolgreich, wie der Versuch ein Steak zu braten, in dem man eine Reihe von Leuten nacheinander in die Küche kommen und auf das Steak pusten läßt.

Montag, Mai 30, 2005

Über die Unzumutbarkeit zumutbarer Arbeit

Ab einem gewissen Zeitpunkt ist man als Arbeitsloser verpflichtet, jede zumutbare Arbeit anzunehmen. Ich weiß nicht ab wann. Ich weiß auch nicht, was zumutbar ist. Aber ich weiß, daß ich verhindern muß, daß es mich trifft.

Am Sonntag habe ich begonnen, die 25 Jahre alte Buddelkiste im Garten meiner Mutter zu sanieren. Weit gekommen bin ich nicht. Nachdem ich das Gestrüpp entfernt habe, das mittlerweile über den Sandkasten wucherte, habe ich den Humus -- früher war das mal Sand -- entsorgt.

Als ich 10 Schubkarren vollgeschippt, weggefahren und wieder ausgekippt habe, war ich platt. Mein Körper hat geschmerzt, meine Hände sind mit Blasen übersäht, und mein Selbstbewusstsein ist demoliert.

Meine zarte Informatikerstatur ist für körperliche Arbeit einfach nicht geeignet. Ein ganzer Mann ich nicht bin.

Freitag, Mai 27, 2005

Wie einen das Leben als Arbeitsloser verändert

Ich bin jetzt fast 2 Monate arbeitslos. In diesen 2 Monaten habe ich diverse Änderungen an mir und meinem Lebensstil bemerkt. Und das, obwohl es mir finanziell noch immer recht gut geht.

Hier die bemerkenswertesten Sachen:
  • Bei uns im Haus gibt es einen richtigen Bäcker, also einen der Brötchen bäckt anstatt sie nur aufzuwärmen. Das ist jetzt egal: wir kaufen keine Brötchen mehr.
  • Unser Wochenendeinkauf fällt kleiner aus und findet in Teilen beim Discounter statt.
  • Selbst wenn nur noch 5 EUR im Portemonnaie sind, gehe ich erst zum Automaten, wenn auch die alle sind.
  • Es werden keine CDs mehr gekauft. Saturn, soundflat.de und greenhellrecords.de werden grundsätzlich gemieden
  • Als ich mir letztens eine DVD gekauft habe, hatte ich ein schlechtes Gewissen.
  • Wenn meine Frau liest, daß ich mir schon wieder eine DVD gekauft habe, wird sie mich — wahrscheinlich zurecht — tadeln.
  • Das OX-Fanzine lesen macht keinen Spaß mehr. Das geplante Abo fällt weg.
  • Meine Frau und ich streiten uns übers Geld.
  • Ich überlege dauernd, wo wir sparen können: Wohnung, Tageszeitungen, c't, Internetanschluss.
  • Es stellt sich die Frage, ob man nach dem Training wirklich jedesmal mit in die Kneipe muß.
Das ist das, was mich an der Arbeitslosigkeit wirklich ankotzt.

Donnerstag, Mai 26, 2005

www.arbeitsagentur.de die 2-te

Als Arbeitsloser bin ich verpflichtet, mich intensiv darum zu kümmern, wieder in Arbeit zu kommen. Für mich ist es offensichtlich, daß das Team von www.arbeitsagentur.de Verstärkung braucht; im Grunde müßte man sich dort bewerben.

Auf der anderen Seite habe ich ein Faible für Design, Konsistenz und Benutzbarkeit. Ich mache Dinge gern richtig, bin stolz auf das, was ich tue, und richte mich nach den Wünschen meiner Kunden. Ich glaube, damit passe ich vielleicht ins Team aber definitiv nicht zum Auftraggeber.