Der Arbeitsamtblogger

Seit dem 01. April 2005 bin ich arbeitslos. Jetzt drücke ich mich öfter als mir lieb ist und länger als ich mir wünsche auf dem Arbeitsamt rum. In diesem Blog veröffentliche ich meine Eindrücke, Erlebnisse und gelegentlich auch Informationenen und Tips -- ich bin der Arbeitsamtblogger.

Montag, April 04, 2005

Die ersten Eindrücke vom Arbeitsamt Berlin-Ost

Schon die Lage des Arbeitsamtes zeigt eines ganz deutlich: man ist hier unerwünscht. Das Amt ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen. Wenn man es dann doch geschafft hat, erwartet einen ein runtergekommenes Gebäude, das den Eindruck macht, als hätte früher die Stasi darin gesessen.

Auch hier: die wollen einen nicht. Es gibt keinen Empfang, keinen Pförtner oder ähnliches. Nur Hinweisschilder. Keines davon hilft. Ich bin zum ersten Mal hier. Wo muß ich hin? Auch wenn es überrascht, aber ich war noch nie arbeitslos. Ich kenne mich nicht aus in derartigen Etablissements.

Was solls. Ab in die 3. Etage. Die Kundeninformation in Zimmer 314 wird mir schon sagen, daß ich falsch bin. In Etage 3 ist die Hölle los. Eine Mordsschlange -- glücklicherweise nicht vor Zimmer 314 sondern vor einem Zimmer gegenüber. Also nichts wie rein in die 314. Werde sofort wieder rausgeschmissen. Ich möge doch bitte den Diskretionsabstand beachten. Das sehe ich ein, obwohl ich später merken muß, daß Diskretion dem Arbeitsamt selbst nicht sonderlich wichtig ist. Wieder draußen werde ich durch einen Herren darauf hingewiesen, daß die lange Schlange zwar auf der anderen Seite des Flures läuft, aber trotzdem für Zimmer 314 gilt. Komische Sitten herrschen hier. Also hinten angestellt.

Eine halbe Stunde später bin ich endlich dran. Meine Daten werden aufgenommen, ich bekomme einen Antrag, der auszufüllen ist. Ich soll draußen warten, bis ich aufgerufen werde.

Das Ausfüllen des Antrags stellt mich vor Probleme. Zunächst gibt es so gut wie keine Sitzplätze. Wenn wunderts? Die wollen einen ja doch nicht. Warum den Aufenthalt trotz unangenehmen Grundes etwas angenehmer gestalten? Dieses arbeitslose Pack könnte ja öfter kommen. Ups, ich schweife ab. Ich fülle den Antrag stehend freihändig aus. Im Antrag werden die Arbeitgeber und Arbeitszeiten der letzten 7 Jahre erfragt. Wer bitte hat denn die im Kopf? Ich nicht. Also wird approximiert. Die korrekten Zeiten kann ich immer noch nachliefern. Etwas peinlich vor mir selbst ist, daß ich Schwierigkeiten habe, mich an den Geburtstag meiner jüngsten Tochter zu erinnern. Ich schreibe prompt ein falsches Datum auf, wie sich später rausstellt. Was solls, ich habe andere Qualitäten. Fertig. Jetzt heißt es mal wieder warten.

Irgendwann schallt "Herr XXXXXXX, bitte" durch die Gänge. Warum rufen die nicht gleich noch Geburtsdatum und Adresse? Dann wissen wenigstens alle Bescheid. Fuck Diskretion. Warum kann ich nicht eine Nummer sein, so wie es sich gehört? Ach ja, es soll mir ja unangenehm und peinlich sein, daß ich hier bin. Ziel erreicht, meine Damen und Herren.

1 Comments:

At 15 Mai, 2005, Anonymous Anonym said...

was du nur hast, in dem Gebäude war doch die stasi früher wirklich drin. Behörden, die keiner leiden kann, sind einander ähnlich. Deshalb wirtschaften die auch in ähnlichen gebäuden und schaffen sich selbst ihre umgebung. Die sind daran interessiert, dass sich da keiner wohlfühlt. Kunden sind nun einmal nur im Handel, und auch dort nur theoretisch, König. Beim arbeitsamt sind sie unerwünscht. Sie werden nur zum verwalten und schurigeln gebraucht.

 

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