Der Arbeitsamtblogger

Seit dem 01. April 2005 bin ich arbeitslos. Jetzt drücke ich mich öfter als mir lieb ist und länger als ich mir wünsche auf dem Arbeitsamt rum. In diesem Blog veröffentliche ich meine Eindrücke, Erlebnisse und gelegentlich auch Informationenen und Tips -- ich bin der Arbeitsamtblogger.

Samstag, April 30, 2005

Link policy

Ich bekomme verstärkt Anfragen, mich mit anderen Blogs zu verlinken. Deshalb ein paar Hinweise, warum ich einige in meine Linkliste aufnehme und andere nicht:
  1. Beste Chancen haben Arbeitslosigkeits-Blogger oder Blogs zum Thema Arbeitslosigkeit.
  2. Jedes Blog, das mich verlinkt, wird von mir besucht. Wenn es mit Arbeitslosigkeit zu tun hat, auch wenn es nur 2 oder 3 Posts sind, oder mich anderweitig interessiert, stehen die Chancen nicht schlecht. Einfach nur linken reicht leider nicht.
  3. Interessante Kommentare sind auch ein guter Weg, meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
  4. Anfragen der Form "Ich habe auch ein Blog. Wollen wir Links tauschen?" sind eher sinnlos.
Ich betreibe diesen Blog nicht, um Pagerank zu verteilen -- ich habe eh keinen. Mir geht es auch nicht um das Anhäufen von inbound links. Dieses Weblog ist ein Weg für mich, Spaß zu haben obwohl ich ohne Arbeit bin. Die Anzahl der eingehenden Links ändert daran nicht viel. Das heißt aber nicht, daß ich mich über eingehende Links nicht trotzdem freue.

Ups: Die Arbeitslosenzahlen sinken

Was ist denn hier los? Da kündigt man selbst, wiegelt geradezu alle Kollegen auf, es einem gleichzutun und trotzdem sinkt die Arbeitslosigkeit? Kann man sich denn auf gar nichts mehr verlassen? Das bringt doch jede Planung durcheinander. Ums mit den Goldenen Zitronen zu sagen:
Alles, was ich will, ist nur die Regierung stürzen.
Aber so wird das nix.

Mittwoch, April 27, 2005

Wow. Der Arbeitsamtblogger zieht Kreise

Also das haut mich um: die Webseite der Frankfurter Rundschau schreibt über den Arbeitsamtblogger. Hat zufällig jemand die Papierausgabe zur Hand? Ist der Artikel auch dort erschienen?

Dienstag, April 26, 2005

Rauhe Sitten

So wie es aussieht, bin ich doch nicht von der Zusammenlegung von Arbeitsamt Berlin-Ost und Mitte betroffen. Es ist davon auszugehen, daß die Vereinigung erfolgreich sein wird, allerdings werden die Akademiker erst Anfang/Mitte Juni an die Akademikerstelle übergeben.

Das ist wirklich schade, denn das Publikum hier beim Arbeitsamt Berlin-Ost ist wirklich unter aller Sau.

Als ich heute meinen Antrag für Überbrückungsgeld abholen wollte, beobachtete ich wie zwei Frauen aus einem Zimmer kommend von einem Mann angepöbelt wurden. Er sagte:
Wenn Ihr das nächste mal wieder vordrängelt, schneide ich euch die Ohren ab.
Ich will weg hier.

Montag, April 25, 2005

Juhu

Nein, ich habe noch keine neue Stelle. Aber wie ich erfuhr, werden die Arbeitsämter Berlin-Ost und -Mitte Ende dieses Monats zusammengelegt. Das bedeutet für mich, daß ich zur Akademikerstelle transferiert werde. Super.

Wenn nicht doch noch etwas dazwischen kommt. Beide Ämter sollten schon im letzen Jahr zusammengelegt werden. Allerdings gab es Probleme bei der Datenübernahme, so daß das Vorhaben wieder abgeblasen wurde. Am 29. April startet Versuch 2.

Freitag, April 22, 2005

Das neue Arbeitsamt-Logo

Dr. job.los.:
TAFKAA (The Agentur formerly known as Arbeitsamt) hat anscheinend vor das A-Logo zu ändern und dafür schonmal 100.000 Euro verblasen.
Umfragen haben ergeben, daß das "A" in der Öffentlichkeit für "Arbeitslosigkeit" steht und nicht für "Vermittlung". Aber: Wird sich das durch ein modernisiertes "A" ändern?

Ich denke, es ist Zeit, neue Wege zu gehen. Dieses Land braucht frische Denker mit neuen Ideen. Darum habe ich ein bischen out-of-the-box-thinking betrieben. Hier ist ein frisches, unverbrauchtes Logo mit positiver Konotation:

A-logo
Es steht für "Vermittlung", "Victory - wir haben vermittelt" und "Herr Vermittler, noch 2 Bier äh Stellenangebote bitte".

Liebes Arbeitsamt, für lumpige 50.000 EUR ist das Logo deins.

Mittwoch, April 20, 2005

Es geht auch anders

Heute habe ich einen meiner alten Kollegen getroffen. Er wird durch das Arbeitsamt Berlin-Mitte betreut und berichtet nur Positives. In Mitte gibt es eine eigene Abteilung für Akademiker und Behinderte. Dort warteten mit ihm am Tag seiner Arbeitslosmeldung nur 6 weitere Personen. Alle außer ihm hatten entweder einen Doktortitel oder ein "zu" im Namen. Er meinte, es sei ein interessantes Gefühl mal die Unterschicht zu sein.

Bei den Akademikern gibt es ausreichend Sitzplätze, die Abarbeitung der Anträge erfolgt zügig und er wird nicht mit Nonsense belastet. OK, in der Zwischenzeit hat auch er das affige Stellenangebot als Netzwerkadministrator in den Niederlanden bekommen, aber er ist trotzdem sehr zufrieden mit der Qualität der Beratung.

Ich bin neidisch.

Dienstag, April 19, 2005

Ist das hier real oder Satire oder was?

Ein Link vom lieben Schockwellenreiter sendet mir heute einen Haufen neuer Besucher, die unter anderem die Frage aufwerfen, ob das hier Satire ist.

Glaubt mir, es ist real. Ich wünschte mir, dem wäre nicht so. Trotzdem bin recht guter Dinge. Zum einen bringen mich meine Erlebnisse beim Arbeitsamt wirklich zum lachen. Und Lachen hilft. Der erste Besuch beim Amt war so obskur, ich konnte nicht anders -- ich mußte diesen Blog starten.

Zum anderen habe ich das Glück, verheiratet zu sein. Das Geld, das meine Frau verdient, deckt unseren und den Lebensunterhalt unserer Kinder fast komplett ab. Wir haben keine unmittelbaren Existenzängste -- ein Luxus, auf den viele Arbeitslose verzichten müssen. Ich kann meinen Plan, mich selbstständig zu machen, relativ gelassen angehen.

Noch eins: auch wenn ich mich hier übers Arbeitsamt lustig mache, so denke ich trotzdem, daß die Mitarbeiter sich bemühen. Ich werde im großen und ganzen gut beraten. Die Institution Arbeitsamt jedoch verdient jede Schmähung.

Montag, April 18, 2005

Das erste Stellenangebot

Zusammen mit dem Bescheid übers Arbeitslosengeld schlug heute das erste Stellenangebot vom Arbeitsamt auf. Es ist etwas fürs goldene Buch:

Tätigkeit: Netzwerkadministrator Call-Center-Tätigkeit
Anforderungen: Sie suchen eine interessante Tätigkeit in der Computerbranche und wollen Auslandserfahrungen und Referenzen internationaler Großunternehmen für ihre berufliche Entwicklung nutzen. Zu Ihren Aufgaben gehört die Betreung von Kunden als technischer Berater.
Arbeitsort: Niederlanden (sic!)

Man muß sich wirklich fragen, warum man bei der Arbeitslosmeldung alle seine Daten preis gibt. Ich bin verheiratet und Vater zweier Kleinkinder. Die Kinder fühlen sich in ihrer Kita sauwohl und meine Frau ist in Lohn und Brot. Was soll ich mit einem Vollzeitjob in den Niederlanden?
Aus einer 5 Seiten umfassenden Liste mußte ich 12 Einträge mit meinen Fähigkeiten auswählen; Netzwerkadministration war nicht dabei. Außerdem habe ich angegeben, daß ich mich selbstständig machen möchte. Wozu? Damit ein Angebot wie obiges kommt? Das ist der klare Beweis, daß das Arbeitsamt mit Informatikern wirklich nichts anfangen kann.

Wenn das das Beste ist, das die können, dann kann man nur von Glück reden, daß man selbst clever genug ist, sich um sich selbst zu kümmern.

Dr. job.los.

Über einen Kommentar habe ich das Weblog von Dr. job.los gefunden. Er verfolgt mit seinem Blog einen etwas anderen Ansatz als ich. Während ich hier im wesentlichen über meine Erlebnisse berichte und über das Arbeitsamt herziehe, kommentiert der Doktor zusätzlich noch Artikel aus der Presse zum Thema Arbeitslosigkeit. Sehr informativ.

Freitag, April 15, 2005

Pawlowsche Reflexe continued

Letztens habe ich über den Pawlowschen Reflex geschrieben, an dem alle mir bekannten Arbeitsamtmitarbeiter leiden. Wenn man genau ist, stellt man fest, daß die Damen und Herren nicht mitdenken.

Angenommen, man fällt wirklich unter eine Sperrfrist, wenn man wegen 3-monatigem Lohnrückstand selbst kündigt. Dann bekäme man die ersten 3 Monate kein Arbeitslosengeld. Die Alternative wäre weiterzuarbeiten und kein Geld vom Arbeitgeber zu bekommen.

Wo ist der Unterschied? Die Mitarbeiter, denen ich diese Frage gestellt habe, konnten darauf auch keine Antwort geben.

Donnerstag, April 14, 2005

Der virtuelle Arbeitsmarkt

Das Arbeitsamt bietet auf seinen Seiten den virtuellen Arbeitsmarkt (VAM) an. Bei meinem ersten Gespräch auf dem Arbeitsamt versuchte mich die Mitarbeiterin zu überzeugen, mich in den Arbeitsmarkt einzutragen. Ich habe nur abgewunken.

Weil es kostenfrei ist, haben wir bei meinem alten Arbeitgeber einmal ein Stellenangebot für einen J2EE-Entwickler im VAM aufgegeben. Das Ergebnis war erschütternd: kein Bewerber unter 50, keiner hatte auch nur im entferntesten die nötige Qualifikation und alle Bewerber sahen auf ihren Bewerbungen traurig aus wie begossene Pudel. War auch kein Wunder. Sie hatten alle die klassische Ex-DDR-Bürger-Arbeitslosenkarriere hinter sich (arbeitslos seit 1992, diverse Weiterbildungen, Umschulungen und ABM-Maßnahmen etc). Die hätten unsere Väter sein können. Wir haben es nicht einmal übers Herz gekriegt, sie einzuladen, damit wir etwas mehr Praxis beim Führen von Bewerbungsgesprächen bekommen. Letztlich sind die einzigen guten Onlineplätze zum Auffinden von Informatikern StepStone und Monster.de.

Das lustige ist, nachdem ich das alles erzählt habe, meinte die Dame vom Arbeitsamt nur, daß sie den VAM auch für nutzlos hält. Ihre Frage, wer das Ding zu verantworten habe, konnte ich ihr allerdings auch nicht beantworten.

Mittwoch, April 13, 2005

Pawlowsche Reflexe

Alle Arbeitsamtmitarbeiter, mit denen ich Kontakt hatte, leiden unter dem gleichen Pawlowschen Reflex. Fällt ihr Blick auf meinen Antrag, stellen sie unisono fest: "Oh, Sie haben selbst gekündigt. Na dann fallen Sie unter die Sperrfrist." Alle. Ohne Ausnahme. Das Ding ist, mir wurde von der Insolvenzgeldstelle empfohlen, zu kündigen. Darauf hingewiesen, entgegneten alle bis auf eine Mitarbeiterin, daß es in diesem Fall natürlich keine Sperrfrist gibt.

Die Dame, die immer noch der Meinung ist, ich falle unter die Sperrfrist, arbeitet in der Anmeldung. Es wird Gründe haben.

Dienstag, April 12, 2005

Informatiker kann ich überhaupt nicht leiden

Mit einem Lächeln und den Worten "Oh, Sie sind Informatiker? Die kann ich überhaupt nicht leiden." wurde ich heute bei meinem Erstgespräch empfangen. Wie sich herausstellte, mag man Informatiker bei der Arbeitsagentur nicht, weil sie uns nicht einordnen können. Die finden für uns keine Stellenangebote, weil wir selbst die Einzigen sind, die wissen ob eine Stelle auf uns passt. Davon abgesehen, gibt es beim Arbeitsamt sowieso keine Stellen für Informatiker. Das ist aber egal. Meine Planungen, dazu später mehr, sehen anders aus.

Montag, April 04, 2005

Die ersten Eindrücke vom Arbeitsamt Berlin-Ost

Schon die Lage des Arbeitsamtes zeigt eines ganz deutlich: man ist hier unerwünscht. Das Amt ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen. Wenn man es dann doch geschafft hat, erwartet einen ein runtergekommenes Gebäude, das den Eindruck macht, als hätte früher die Stasi darin gesessen.

Auch hier: die wollen einen nicht. Es gibt keinen Empfang, keinen Pförtner oder ähnliches. Nur Hinweisschilder. Keines davon hilft. Ich bin zum ersten Mal hier. Wo muß ich hin? Auch wenn es überrascht, aber ich war noch nie arbeitslos. Ich kenne mich nicht aus in derartigen Etablissements.

Was solls. Ab in die 3. Etage. Die Kundeninformation in Zimmer 314 wird mir schon sagen, daß ich falsch bin. In Etage 3 ist die Hölle los. Eine Mordsschlange -- glücklicherweise nicht vor Zimmer 314 sondern vor einem Zimmer gegenüber. Also nichts wie rein in die 314. Werde sofort wieder rausgeschmissen. Ich möge doch bitte den Diskretionsabstand beachten. Das sehe ich ein, obwohl ich später merken muß, daß Diskretion dem Arbeitsamt selbst nicht sonderlich wichtig ist. Wieder draußen werde ich durch einen Herren darauf hingewiesen, daß die lange Schlange zwar auf der anderen Seite des Flures läuft, aber trotzdem für Zimmer 314 gilt. Komische Sitten herrschen hier. Also hinten angestellt.

Eine halbe Stunde später bin ich endlich dran. Meine Daten werden aufgenommen, ich bekomme einen Antrag, der auszufüllen ist. Ich soll draußen warten, bis ich aufgerufen werde.

Das Ausfüllen des Antrags stellt mich vor Probleme. Zunächst gibt es so gut wie keine Sitzplätze. Wenn wunderts? Die wollen einen ja doch nicht. Warum den Aufenthalt trotz unangenehmen Grundes etwas angenehmer gestalten? Dieses arbeitslose Pack könnte ja öfter kommen. Ups, ich schweife ab. Ich fülle den Antrag stehend freihändig aus. Im Antrag werden die Arbeitgeber und Arbeitszeiten der letzten 7 Jahre erfragt. Wer bitte hat denn die im Kopf? Ich nicht. Also wird approximiert. Die korrekten Zeiten kann ich immer noch nachliefern. Etwas peinlich vor mir selbst ist, daß ich Schwierigkeiten habe, mich an den Geburtstag meiner jüngsten Tochter zu erinnern. Ich schreibe prompt ein falsches Datum auf, wie sich später rausstellt. Was solls, ich habe andere Qualitäten. Fertig. Jetzt heißt es mal wieder warten.

Irgendwann schallt "Herr XXXXXXX, bitte" durch die Gänge. Warum rufen die nicht gleich noch Geburtsdatum und Adresse? Dann wissen wenigstens alle Bescheid. Fuck Diskretion. Warum kann ich nicht eine Nummer sein, so wie es sich gehört? Ach ja, es soll mir ja unangenehm und peinlich sein, daß ich hier bin. Ziel erreicht, meine Damen und Herren.

Freitag, April 01, 2005

Wie alles begann

Irgendwann trifft es wohl jeden -- nun bin auch ich arbeitslos.

Ich war angestellt als Informatiker bei einer kleinen Firma in Berlin. Jeder hatte Freude an seiner Tätigkeit, kam gern auf Arbeit -- bis im Januar kein Geld mehr gezahlt wurde. Und dann im Februar auch nicht. Ende März zeichnete sich ab, daß auch Märzlöhne nicht gezahlt werden können. Nach Konsultation der zuständigen Insolvenzgeldstelle habe ich am 31.03. gekündigt. Und mit mir alle anderen Mitarbeiter.

Jetzt drücke ich mich öfter als mir lieb ist und länger als ich mir wünsche auf dem Arbeitsamt rum. In diesem Blog veröffentliche ich meine Eindrücke, Erlebnisse und gelegentlich auch Informationenen und Tips.

Ich bin der Arbeitsamtblogger.